Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(3): 217-233
DOI: 10.1055/s-0030-1256756
Antibiotikaanwendung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sepsisleitlinie – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge

Frank  M.  Brunkhorst, Stefan  Hagel
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 September 2011 (online)

Preview

Kernaussagen

Sepsis, schwere Sepsis und septischer Schock definieren ein Krankheitskontinuum, das über eine Kombination aus Vitalparametern, Laborwerten, hämodynamischen Daten und Organfunktionen definiert wird. Es gibt derzeit keinen Parameter, der allein zur Diagnose der Sepsis führen kann.

Trotz einer Vielzahl verbesserter supportiver und adjunktiver Therapiemaßnahmen hat sich an der hohen Letalität und Morbidität der schweren Sepsis und des septischen Schocks innerhalb der letzten 20 Jahre wenig geändert.

Neben der regelmäßigen hygienischen Händedesinfektion wird als präventive Maßnahme empfohlen:

  • die Oberkörperhochlagerung bei beatmeten Patienten,

  • eine aseptische Technik bei der Anlage von zentralen Venenkathetern und deren frühzeitige Entfernung,

  • die Durchführung von selektiver (oraler) Darmdekontaminaton bei Patienten mit einer voraussichtlichen Beatmungsdauer von > 48 h– unter Führen von Resistenzstatistiken – ,

  • die frühe orale bzw. enterale Ernährung bei chirurgischen Patienten mit Operationen am Gastrointestinaltrakt,

  • die Einführung von, an das Intensivpersonal gerichteten Schulungsprogrammen und Präventionsprotokollen,

  • die Anwendung oraler Antiseptika zur Prophylaxe von Infektionen und

  • die regelmäßige Erfassung und Analyse der Rate an ventilator-assoziierten Pneumonien und ZVK-assoziierten Bakteriämien sowie deren verursachenden Erreger inklusive Resistenzsituation

Nicht empfohlen wird:

  • die routinemäßige Anwendung einer intensivierten intravenösen Insulintherapie mit dem Ziel der Wiederherstellung einer Normoglykämie (4,4 – 6,1 mmol/l, 80 – 110 mg/dl),

  • der routinemäßige Wechsel von intravasalen und Harnwegskathetern und

  • eine präemptive antimykotische Behandlung.

Eine Behandlung sowohl mit hochdosierten Glukokortikosteroiden als auch mit niedrig dosiertem intravenös verabreichtem Hydrokortison in der Behandlung von Patienten mit septischem Schock wird nicht mehr empfohlen.

Grundlage einer erfolgreichen Sepsistherapie sind eine frühzeitige Fokussanierung, eine schnellstmögliche Einleitung („Hit early”) der initial möglichst breiten antibiotischen Therapie („Hit hard”), die alle 48 – 72 Stunden anhand klinischer und mikrobiologischer Kriterien neu zu evaluieren ist, um das antimikrobielle Spektrum zu verengen und damit das Risiko von Resistenzen, die Toxizität und die Kosten zu verringern.

Literatur

Prof. Dr. med. Frank Brunkhorst

Paul-Martini-Forschergruppe für klinische Sepsisforschung
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Sepsis und Sepsisfolgen

Erlanger Allee 101
07747 Jena

Phone: 03641/932 3381

Fax: 03641/934 795

Email: frank.brunkhorst@med.uni-jena.de